Unser nächster Hafen Flåm ist ein kleiner, beschaulicher Ort mit ungefähr 450 Einwohnern. Bekannt ist das Dorf durch die Flåmbahn, die hier im Bahnhof startet und auf ihrer 20 km lange Strecke zum Bergbahnhof Myrdal enorme Höhenunterschiede von bis zum 867 Höhenmetern bewältigen muss.
Wir überlegen eigentlich einen anderen Ausflug mit dem Bus in das Landesinnere zu machen. Leider muss dieser aber wegen eines Steinschlags vor ein paar Wochen abgesagt werden, da die Strecke immer noch gesperrt ist.
Als Alternative wählt mein Mann eine Biketour.
Der Kidsclub bietet in Flåm einen Ausflug zu einem nahe gelegenen Wasserfall an. Unser Sohn hat aber heute keine Lust auf Wanderung und beschließt im Kidsclub auf dem Schiff zu bleiben.
Da ich mir nicht sicher bin, ob mir die Biketour nicht zu anstrengend ist, entscheide ich mich dafür, Flåm auf eigene Faust zu erkunden.
Ich schlendere kurz nach 10:00 Uhr gemütlich und in aller Ruhe vom Schiff, hole mir am Bahnhof in der Touristeninformation einen Karte vom Ort und entschließe mich dazu, den Wasserfall auf eigene Faust zu erkunden.
Ich passiere den Bahnhof der Flåmbahn und den dahinter liegenden Parkplatz. Danach überquere ich die zweiten Brücke und folge dem Weg Nr. 2/3 entlang des Wassers.
Ich gehe unter einer Autobrücke durch und laufe weiter gerade aus.
Je weiter ich vom Anleger bzw. Bahnhof wegkomme, desto ruhiger wird es.
Mir gefällt dieser verschlafene Ort. Nur wenige Menschen begegnen mir.
Bald kann ich mein Ziel, den Wasserfall, auch sehen.
Ich genieße die Ruhe und die Zeit für mich allein.
Nach gut einer halben Stunde verlasse ich die geteerte schmale Straße und biege rechts ab (Weg Nr. 3).
Zum Glück habe ich mich für meine Wanderschuhe entschieden, denn es liegt viel Geröll auf meiner Route. Von Weg kann man hier fast nicht mehr sprechen, aber es ist alles gut ausgeschildert.
Der Aufstieg ist anstrengend, da es stetig bergauf geht. Manchmal muss ich über Baumstämme klettern.
Ab und zu kommen mir andere entgegen, die sich bereits auf dem Abstieg befinden. Nicht alle tragen das geeignete Schuhwerk und haben daher teilweise Schwierigkeiten.
Diese Wanderung sollte man auf jeden Fall mit Trekking- oder Wanderschuhen machen.
Jenseits des Flusses fährt eine Flåmbahn Richtung Myrdal vorbei und ich erklimme den Berg stetig weiter.
Bei einer Pause genieße ich die Aussicht. Nun kann ich auch den Schornstein der Mein Schiff 1 in der Ferne erblicken.
Mittlerweile höre ich schon das Rauschen. Nur noch eine Kurve und ich kann ihn sehen. Der Aufstieg von ca. 20 Minuten hat sich gelohnt. Auch wenn andere Wasserfälle spektakulärer sind, finde ich es hier sehr idyllisch.
Von hier aus hat man einen tollen Blick auf den Aurlandsfjord und das Tal Flåmsdalen. Sogar die Mein Schiff 1 spitzt am Hafen hervor.
Ich verweile hier noch etwas, bevor ich mich wieder auf den Weg nach unten mache. Wie erwartet dauert der Abstieg etwas länger, da ich wegen des Gerölls auf einen festen Tritt achten muss.
Heil unten angekommen folge ich den Flusslauf aufwärts weiter in das Tal hinein.
Mein nächstes Ziel ist die Kirche im alten Ortsteil von Flåm. Sie stammt aus dem Jahr 1667.
Mittlerweile ist es 12:30 Uhr und ich trete meinen Rückweg zum Schiff an.
Der Name Flåm kommt übrigens vom altnordischen Wort "Flá, was "kleine Ebene zwischen steilen Bergen" bedeutet. Ich finde, das passt perfekt.
Ein letzter Blick Richtung Brekkefossen und ich erreiche den Hafen.
Mein Sohn möchte auch noch den Nachmittag im Kidsclub bleiben und so verbringe ich den Nachmittag in der Sonne auf Deck 14.
Mittlerweile ist auch mein Mann von seiner Biketour zurück. Ihm hat der Ausflug sehr gefallen und ich erfahre, dass ich problemlos hätte mitradeln können. Darüber bin ich jedoch nicht traurig, denn auch ich hatte einen wunderschönen und entspannten Tag in Flåm.
Vor dem Abendessen bewundern wir noch das Auslaufen durch den Aurlandsfjord, der bald in den Sognefjord übergeht.
An dieser Landschaft kann man sich gar nicht satt sehen.